2015-04-26

Wehrdienstverweigerer in Ukraine: Lieber im Knast als an der Front

Trotz der drohenden Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren ziehen es viele Ukrainer vor, den Militärdienst zu verweigern, um nicht an Kampfhandlungen im Osten des Landes teilzunehmen, so die „Washington Post“.


„Ich sitze lieber drei Jahre im Gefängnis, wo ich in Sicherheit bin und wo ich verpflegt werde“, zitiert das Blatt den 26jährigen Hüttenwerker Andrej.
Von 40 Bekannten des jungen Mannes, die einberufen werden sollten, sei nur ein einziger zum Wehrdienst bereit. Laut der Zeitung lebt Andrej in der Stadt Slawjansk,  die Mitte vergangenen Jahres umkämpft und schließlich von der regulären ukrainischen Armee eingenommen wurde. Sympathien der Einwohner der Stadt seien weiterhin gespalten. Selbst die Ukrainer, die Ende 2013 und Anfang 2014 an den Massenprotesten teilgenommen haben, wollen nicht einbezogen werden, weil sie Angst um ihr Leben haben. „Ich habe überhaupt kein Interesse, an dem Konflikt teilzunehmen“, wird der 25jährige Kiewer Einwohner Igor zitiert. Die  Regierung in Kiew „hätte effektiver handeln sollen, um die Verluste zu verringern“, sagt er. „Ich will nicht, dass mein Name auf der Liste der Opfer steht.“
 
„Wir verstehen nicht, wofür wir kämpfen“, so der Militäranalyst Alexej Arestowitsch. „Die Regierung informiert die Menschen nicht über die Ziele dieses Krieges.“ Ein Jahr nach dem Beginn der Kampfhandlungen werde der Konflikt in der Ukraine offiziell immer noch nicht als „Krieg“ bezeichnet. Die Anfang dieses Jahres verkündete Mobilmachung in der Ukraine gilt mittlerweile als gescheitert. Viele Ukrainer ziehen den Flüchtlingsstatus in Russland vor. Laut russischen Behörden halten sich rund 1,3 Millionen ukrainische Bürger in wehrdienstfähigem Alter in Russland „mit dem eindeutigen Zeil der Wehrdienstverweigerung auf“. Die Zahl der Opfer des Konflikts in der Ostukraine wird auf 5.000 bis 6.000 geschätzt.

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