2015-08-31

Krank durch chronischen Stress !?

Abends noch gemütlich ein Bier, ein Gläschen Wein oder eine Tafel Schokolade… Wer kennt das nicht? Zum „Runterkommen“ – wie es immer so schön heißt. Natürlich ist uns allen klar, dass das auf Dauer nicht gesund ist und diese liebgewonnenen Rituale auf Dauer dick machen, weil wir zu viele Kalorien spät am Abend zu uns nehmen.


Aber warum können wir es nicht lassen? Warum haben wir das Gefühl, es täte uns sogar gut und wir könnten dann so richtig gut entspannen? Diese Gewohnheiten möchte ich in diesem Artikel von der biochemischen Seite unter die Lupe nehmen, da es tatsächlich nachvollziehbare Stoffwechselzusammenhänge gibt, die wissenschaftlich erforscht wurden.

Anstatt also unseren Körper mit Diäten zu quälen, wäre es oft viel einfacher, Lebensgewohnheiten, Stressfaktoren und das Stoffwechselgeschehen zu beobachten und dann entsprechende Veränderungen im Lebensstil herbei zu führen.

Stoffwechsel, Stress und Autoimmunerkrankungen

Nicht jeder Stress ist schlecht – wie wir alle wissen. Stress ist auch gut und gesund in einem bestimmten Rahmen. Stress spornt uns zu Höchstleistungen an, kann inspirierend und sehr anregend sein. Stress macht uns kreativ. Und solange wir die Herausforderungen lösen und bewältigen können, stärkt Stress unser Selbstbewusstsein und lässt uns erfolgreich fühlen – was eine wichtige Erklärung dafür ist, warum wir Stress auch lieben bzw. brauchen.

Die gesundheitlichen Probleme von Autoimmunkrankheiten beziehen sich aber auf Dauerstress. Auf Stress, der sich sozusagen im Körper anstaut, der nicht mehr verarbeitet werden kann und Stress, der entsteht, wenn wir auf Dauer das Gefühl haben, unsere Herausforderungen nicht mehr meistern zu können.

Neben der Tatsache, dass Stress uns dann mental anstrengt, kann er uns auch krank machen – indem er die Herzfrequenz und den Blutdruck hoch treibt, Verspannungen in allen Teilen der Muskulatur erzeugt und Verdauungsbeschwerden verursacht – entwickeln sich auch nach und nach chronische Veränderungen im hormonellen Stoffwechsel und in der vegetativen Innen-Steuerung.

Stress: Selbstmedikation durch Alkohol und Schokolade

Es hat tatsächlich auch stoffwechselbedingte Ursachen, wenn wir nach einem stressigen Tag z.B. zu Schokolade oder Alkohol greifen. Denn sie enthalten verschiedene Substanzen, die in der Lage sind, unseren Stresspegel bzw. den Cortisolspiegel zu senken und Glückshormone auszuschütten. Deshalb handelt es sich im Grunde um eine Art „Selbstmedikation“ des Körpers, wenn wir unbewusst unbändigen Appetit darauf bekommen.

Die zwei Regulationsmechanismen für Stress

Der Körper hat zwei Regulationsmechanismen für Stress. Der bekanntere von beiden ist das Vegetative Nervensystem: Das ist die berühmte Kampf-Flucht-Reaktion, bei der, der Körper muskulär- und nerval reagiert. Die Haare stellen sich auf, was bei Dauerstress zu Haarausfall führen kann, die Verdauung wird heruntergefahren, was bei Dauerstress zu Verdauungsbeschwerden oder Magengeschwüren führen kann und der Puls sowie die Herzfrequenz steigen an, was zu Bluthochdruck führen kann.

Der zweite ist die hormonelle Steuerung. Bei Stress werden u.a. die Hormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet die in den Nebennieren gebildet werden. Durch den Anstieg von Cortisol steigt auch der Blutzuckerspiegel an, da Energie zur „Flucht oder Kampfreaktion“ bereitgestellt wird.

Die Psychosomatik von chronischem Stress

Normalerweise regulieren sich diese beiden Stressreaktionen von selbst wenn der Stressmoment, Streit, Schreck oder die Herausforderung gemeistert sind. Dann fließen die Hormone wieder ab und alles normalisiert sich.

Was passiert aber wenn der Stress nicht aufhört? Täglich neu beginnt? Wenn wir auch nachts nicht loslassen können, schlaflos sind oder auch gedanklich nicht zur Ruhe kommen?

Wenn wir einer dauerhaft unlösbaren Situation gegenüber stehen und psychosozialem Stress ausgesetzt sind? Wenn diese Stressreaktion sich im Inneren verselbständigt?

Körperliche Folgen von Dauerstress

Dauerstress führt dazu, dass die Stressreaktion im Inneren nicht wieder abfließt. Wir spüren das z.B. an Herzrasen gepaart mit Schlaflosigkeit oder Einschlafstörungen durch das Gedankenkarussel.

Die Muskeln bleiben verspannt und wir bekommen Rücken- Nacken- oder Kopfschmerzen, die Verdauung funktioniert nicht mehr richtig UND wir bekommen ein unstillbares Verlangen nach Zucker, Fett oder Alkohol. Durch Zucker und insbesondere Schokolade werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet, die die Insulinbildung anregen und damit den Blutzucker wieder senken. Dann haben wir das Gefühl abends zur Ruhe zu kommen.

Dauerstress und Bauchfett
Das Metabolische Syndrom entsteht – das Bauchfett wächst!


Dauerstress aber hemmt immer stärker die Sensibilität der Zellen gegenüber dem Insulin. Dadurch steigt nicht nur das Risiko von Diabetes, weil die Bauchspeicheldrüse durch diesen Kompensationsmechanismus auf Dauer erschöpft wird, sondern auch das Risiko von Bluthochdruck und Gefäßverkalkungen. Zusätzlich entsteht das gefährliche Bauchfett.

Im Bauchfett wird das überschüssige Cotisol in Wasser gelöst gepeichert. Dadurch wird der Bauch immer dicker und die Taille verschwindet – die Hosen gehen schlechter zu, wobei Arme und Beine zunächst unverändert bleiben.

So gesehen ist dieses Bauchfett zunächst ein wichtiger Kompensations- und Schutzmechanismus, aber auch ein wichtiger Hinweis darauf, dass derjenige Dauerstress ausgesetzt war oder ist.
Stresshormone steigern den Appetit

Leptin ist ein weiteres Hormon, das für die interne Steuerung zuständig ist. Es wird in den Fettzellen gebildet und hemmt die Hungergefühle – die Stresshormone, die massenhaft ausgeschüttet werden, schwächen die Empfindlichkeit der Rezeptoren gegenüber Leptin sodass in der Kombination mit den anderen unbewussten Regulationsmechanismen der Appetit sogar noch gesteigert wahrgenommen wird.

Das kann als eine Ursache für die zumeist nächtlichen Fressanfälle gesehen werden – die so unerbittlich auf ihre Erfüllung drängen.

Was hat das alles jetzt aber mit Autoimmunerkrankungen zu tun? Stress erschöpft die Organsysteme – Autoimmunkrankheiten entstehen.

Ich beschreibe diese Stoffwechselvorgänge deshalb so ausführlich, damit die zumeist unbewussten Kompensationsmechanismen verständlicher werden. Mit dem Thema Übergewicht gehen immer noch sehr viele gesellschaftliche Vorurteile und Schuldgefühle einher. Wenn wir uns aber mit diesen größeren Zusammenhängen beschäftigen und verstehen, wo diese Wirkmechanismen herkommen, können wir uns etwas weniger geißeln und uns etwas liebvoller mit dem versorgen, was wir wirklich brauchen.

Stress als psychosomatische Ursache von Autoimmunerkrankungen

Diese genannten Kompensationsmechanismen sind nichts für den „Dauerbetrieb“ des Körpers. Das größte Problem – und das kristallisiert sich erst nach Jahren heraus – ist, dass sich die Organsysteme erschöpfen und damit chronische Krankheiten und Fehlfunktionen, insbesondere Autoimmunkrankheiten entstehen.

Die noch sehr junge Wissenschaft der Funktionellen Medizin , sie sich mit der inneren Funktion und dem Zusammenspiel der Organsysteme, der Hormone und des Stoffwechsels beschäftigt, weist immer wieder darauf hin, wird aber nach wie vor von den Schulmedizinern nicht verstanden oder ignoriert.

Neben Erschöpfungsdepressionen, die von einer erschöpften Leber herrühren, sind ebenfalls Diabetes, eine Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse, Schilddrüsenüber- oder Unterfunktion bei Erschöpfung der Schilddrüse, Psoriasis also Schuppenflechte, Lupus erythematodes, Colitis – die Entzündung des Darms und ganz wichtig die Rheumatoide Arthritis in dieser Reihe der Autoimmunerkrankungen zu nennen.

Autoimmunkrankheiten ziehen fast jedes Organsystem in Mitleidenschaft. Durch die Erschöpfung der Organe kommt es zu verschiedenen Stoffwechselentgleisungen, die nicht nur zu Wassereinlagerungen führen, sondern auch starke rheumatoide Schmerzen in Knochen, Gelenken und dem Bindegewebe hervorrufen können.

Die Erkrankten haben starke Schmerzen und leiden teilweise an Muskelabbau und unkontrollierbarer Gewichtszu- oder Abnahme – je nach Stoffwechseltyp und Erkrankung.

Stress, Säure und Gifte

Durch Stress an sich entstehen viele Stoffwechselprodukte, die der Körper in komplizierten Verdauungs- und Neutralisierungsvorgängen unschädlich machen muss.

Neben den oben genannten Folgeschäden wie beispielsweise die Ermüdung der Bauchspeicheldrüse durch erhöhten Zucker und Alkoholkonsum und der Herz-Kreislaufbelastung nehmen wir immer weiter zu, weil der Körper es dann nicht mehr schafft, die Stoffwechselprodukte zu entgiften und auszuscheiden, sondern sie stattdessen in den Bindegeweben „lagert“.

Autoimmunkrankheiten – Nahrung als Medizin

Umdenken im großen Stil ist gefragt. Es geht bei diesen Krankheiten, die so tief im Körper sitzen und nicht einfach auskuriert werden können, wie ein Schnupfen, um eine neue Dimension von Krankheit und Gesundheit.

Autoimmunkrankheiten erziehen ihre Menschen zu einem gesunden Lebensstil!

Wir haben zwei Möglichkeiten, mit diesen Krankheiten umzugehen. Die erste: Wir nehmen schwere Medikamente und fühlen uns als Opfer der Krankheit und der Schulmedizin. Die Alternative: Wir übernehmen Verantwortung für unser Leben und unseren Lebensstil.

Bei den meisten Autoimmunkrankheiten müssen bestimmte Medikamente eingenommen werden – die Beschwerden können aber durch eine gesunde Ernährung und verschiedene Kombinationen von Nahrungsergänzungsmitteln wie z.B. Selen u.a. sehr positiv beeinflusst werden, so dass wir dann erfahrungsgemäß mit viel weniger Medikamenten auskommen und der Stoffwechsel nicht zusätzlich durch schwere Medikamente beeinträchtigt wird.

Das geht auch dann noch, wenn die Organsysteme bereits geschädigt sind. Je konsequenter und fürsorglicher wir für uns selber sorgen, desto einfacher wird es.

Autoimmunerkrankungen und der innere Antreiber

Wir alle haben eine innere Stimme, die uns antreibt, kritisiert oder lobt.

Bei Menschen, die sich in ihrem Leben stark aufopfern, ist diese Stimme in der Regel besonders kritisch, streng und lieblos.

Um die Probleme zu verstehen, kommen wir nicht umhin, uns mit dieser inneren Stimme, dem inneren Antreiber auseinander zu setzen. Oft sind es ganz frühe Erlebnisse des Scheiterns oder Nicht-Geliebt-Werdens, die in uns Verhaltensweisen entstehen lassen, welche sich gegen uns selbst richten.

In depressiven Phasen wie beispielsweise bei einer Erschöpfungsdepression sind diese Stimmen besonders laut, hartnäckig und besonders besserwisserisch!

Ich habe es bei Klienten erlebt, die früh in ihrer Kindheit z.B. die Scheidung der Eltern erlebt haben. Sie fühlen sich – unbewusst- bis heute für alles verantwortlich oder „gescheitert“. Auch Menschen, die Gewalt, Traumen oder Probleme mit alkoholkranken Eltern erlebt haben, bleiben tief in ihrem inneren ein Leben lang verschlossen, einsam und „alleinverantwortlich“.

Viele kreieren sich ihr Leben dann immer wieder wie es damals war – überfordernd – einsam – und anstrengend. Kein Wunder also, dass bei solchen –unbewussten- Lebenskonzepten der Stress irgendwann einmal zu groß wird und der Körper anfängt einzubrechen.

Autoimmunerkrankungen psychosomatisch behandeln

Um Autoimmunkrankheiten erfolgreich zu behandeln, müssen wir allen drei Ebenen Beachtung schenken: Sowohl der medizinischen Seite mit der medikamentösen Unterstützung, wie auch der Ernährung und unseren Lebensgewohnheiten als auch – eigentlich als wichtigste Ebene – unseren seelischen Wunden und inneren Antreibern, damit wir den Stress im Innern beenden können. Wichtig ist neben einer passenden gesunden Ernährung, die individuell zusammen gestellt werden sollte, eine liebevolle Hinwendung zu sich selbst.

Mit Hilfe von Körperorientierter Psychotherapie beispielsweise, gelingt es uns, in einem liebevollen und sicheren Raum zu erforschen, wer oder was uns antreibt aber auch:

„Was passiert eigentlich, wenn wir auf die ganzen Kompensationsmechanismen verzichten, wann sind unsere Grenzen wirklich erreicht?“

In diesem sicheren Raum können Sie vielleicht erstmals spüren:

„Was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein?“

„Was verbiete ich mir aber – weil schon meine Eltern das nicht konnten/durften oder mir verboten haben?“

Autoimmunerkrankungen und Psychosomatik – den eigenen Rhythmus finden

Eine ganz wichtige Erkenntnis ist oft die Antwort auf die Frage:

„Wie ist eigentlich mein eigener Rhythmus, wenn er mal einfach sein darf?“

Was brauche ich wirklich, um mich wohl zu fühlen?
Gesellschaft, Nähe und Geborgenheit?
Rückzug in der Natur, Ruhe und Geborgenheit?
Mal dies, mal das?

Auf diese Weise lehrt uns, nein – zwingt uns der Körper über die Krankheit, durch sein Versagen, endlich hin zu schauen und bei uns selbst anzukommen- auch wenn viele von uns erstmal genau darauf keine Lust haben. Schon darin können wir spüren, mit wie viel Fürsorglichkeit und Liebe wir großgezogen wurden – oder eben nicht!

Das ist schon der erste Schritt. Mit der wohlwollenden Selbstwahrnehmung in der Körperorientierten Psychotherapie gelingt es uns, den selbstschädigenden und un-heilvollen Kreislauf zu verlassen und in einen gesunden und liebevollen Lebensstil zu finden.

Quelle: https://www.sein.de/psychosomatik-8-die-psychosomatik-der-autoimmunkrankheiten/

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